Gedichte schwarz
Alle Welt
Alle Welt
in gleichen Schritten
zieht auf die Klippe
von Kriegersippe
angedreht
mit rauen Tritten
angelangt verharrt
wohin
hinab die Schlucht
so weit so tief
Erkennen gärt gräulich
versperrte Flucht
Vogel lacht abscheulich
Leben erstarrt
Tiefe blickt hinauf und ruft
her zu mir
du Menschgetier
Wind haucht leise
Massen
fallen massenweise
Schlucht erfüllt sich
randvoll Sippen
Übrigkeit zieht
in neuen Schritten
hinweg hinüber
von neuen Tritten
überrampelt festgetrampelt
liegt unten still die alte Welt
2015
Einzeller
Oben der kleine Kopf
mit grauweißer Steuerung
darunter die Arme
die Tötungsmaschinerie
drückt Knöpfe und
stopft Nahrung in die Mundöffnung
Dann die Pumpe
an den Adern
zum Verteilen
des durch den Magensack und Darm
gedrückten Breis
der Rest quillt aus der Kloake
Zur Bewegung noch
die Poden
Flagellen, schlagende Geißeln
wie Pantoffeltierchen
doch ein Mensch
nichts anderes
2015
Genug
Außen Haut
darunter Fleisch
Gedärme und Innereien
getragen von Knochen
Kein Fell keine Flügel
frierend am Boden
mit entsetzlichem Hunger
als wär das nicht genug
dem Geld unterworfen
zur Arbeit gezwungen
zum Krieg getrieben
2014
Die Kultur
Die Kultur ist kaputt
die Anderen kommen
wer das sagt wird erstickt
So tief stecken wir drin
so eingenommen sind wir
so der Freiheit des Denkens beraubt
Unfähig zur Kritik am Gegenwärtigen
steuern wir weiter hinein
in das kulturfremde Sein
bekämpfen uns selbst
für die Initiatoren
die für die Zustände Verantwortlichen
Ihre Eigenliebe, ihr Eigennutz
hat die Kultur umgebracht
Drum kommen die Anderen
um das Tote mit Leben zu füllen
Wir sind nur noch Rest
halten am modrigen Halm uns fest
Wer das sagt wird erstickt
wer was Neues erblickt
gemordet von den Schreibern
die mitmachen dabei
So geht’s noch ein Schritt weiter
dann ist’s wohl ganz vorbei
2014
Gedichte dunkelrot
So schön
So schön jung
so schöne Beine
so schöne Haare
so schöne Nächte
sieh nur die Sterne
so schöne Arbeit
so schönes Geld
so schöne Reisen
so schöne Autos
sieh nur die Berge
so schönes Essen
so schöne Musik
so schöne Räume
so schöne Zeit
zu schön für Kinder
2019
Dunkelrot
Schwimmende Menschen
unruhiges Wogen
lieben und schmiegen
zärtlich umschlungen
mehren sich Massen
zueinander drängen
kriegen siegen
schürfen die Wunden
ein Meer aus Blut
dunkelrot warm
2019
Sehnsucht
Wo ist das Fleisch?
Wo ist das Blut?
Was fragst du mich nach Zahlen?
Hebst den Arm
Hebst das Bein
Schaust mich an
Meine Reize passen nicht in deine Zukunft
die ist berechnet
Kannst nicht weich
leben jetzt
so wie ich
Überall Maschinen
wo ist der Mensch?
wo das Tier?
Will mit dir zerfließen
Wie viel Hitze brauche ich
um dein Metall zu schmelzen?
2019
Die Liebe
Die Farbe der Liebe
ist rot
wie das Blut
Geronnenes Blut das
ist schwarz
wie der Tod
2018
Gedichte königsblau
Das
Lautlos fließt dahin
unsichtbarer Hauch
über allem Leben
nicht zu greifen
nicht zu sagen
nicht zu denken
trägt
hebt
lässt
gewahr nur
wird der Stille
2020
Vergnügen
Ich fahr nach Rom
ich nach San Francisco
auf die Malediven
den Wasserfall runter mit dem Schlauchboot
mit dem Bus
mit dem Fallschirm
tauchen, surfen, einen Cocktail
Champanskoje
da war ich noch nicht
ich muss dahin
ja segeln
oh die Kaviartrüffel
nach den Austern
weißer Strand
der Horizont
hier könnt ich sterben
sterben?
2021
Neu
Abgerichtet auf das Glatte
aus Stahl und Glas der Hintergrund
innen schwarz
wie außen weiß
vergessen ganz was er mal hatte
Steigt ein der Mensch der Neue
Linien im Strom
nichts schräg, nichts quer
Haare glänzen autonom
gleitet durch lackierte Tunnel
logarhythmisch gerade Köpfe
gleich zugleich
strebend reich
arme Geschöpfe
2022
Klappe
Erster
Hohler Kopf
Klappe auf
Geld rein
Klappe zu
Zweiter
Hohler Kopf
Klappe auf
Macht rein
Klappe zu
Dritter
Hohler Kopf
Klappe auf
Krieg rein
Klappe zu
Vierter
Gefüllter Kopf
Klappe auf
schon voll
Klappe zu
2022
Gedichte aus der Corona-Zeit
Wahn
Unentschieden
nein, zerissen
niemand weiß was
Wert verschlissen
Hinterhalt
hat leichtes Spiel
panikisiert
Seelen maskiert
Glaube leicht
fertig das Buch
Taten grausam
schwarz das Tuch
Milliarden fließen
hinauf hinauf
Blut vergießen
nimmt Anlauf
ängstlich hockt
der keine Mann
allein als Schwein
zeigt an im Wahn
sieht den Irrtum
bleibt dabei
aus das Licht
zur Lyncherei
2021
Sieg
Im Taumel des Glaubens
lässt Angst vor der Seuche
narzisstischen Kampf
erscheinen im Licht
In Massen getauchte
dunkle Gehirne
marschieren synchron
der Sieg ist Pflicht
Im blinden Rauschen verloren
sinkt Achtung zu Grund
kehrt Richtung sich um
Feindes Bild bricht
In Träumen gefangen
in halben Gedanken
das geschlossene Herz
bedenkenlos
sich selbst ersticht
2022
Sie
Rennen, rennen
sie rennen
voller Freude
voller Glück
Wollen, wollen
sie wollen
nur dort entlang
nur geradeaus
Reden, reden
sie reden
ohne Zweifel
ohne Bedenken
Kämpfen, kämpfen
sie kämpfen
im Glauben
im Siegestraum
Opfern, opfern
sie opfern
mit Spaß
mit großer Lust
Schauen, schauen
ich schaue
verzweifelt
voll Traurigkeit
Greifen, greifen
sie greifen
an den Mensch
an das Leben
Halten, halten
will halten
mit Worten
mit Taten
Sterben, sterben
sie sterben
voller Schreck
voll Verwunderung
Brechen, brechen
ich breche
an ihnen
ihrer Menschenlosigkeit
ihrer Würdelosigkeit
ihrer Ehrfurchtlosigkeit
Machtlos, nachtlos
ich rufe, schreie
will helfen
niemand sieht mich
niemand schaut zurück
2022
Kakao
Noch einen Kakao mit Rum
der Krieg er tobt
es rummst und wummst
Noch einen Kakao mit Rum
ein bisschen Musik
leichtes Gespräch
es kam so überraschend
so schnell
hat einen überrumpelt
alles Alte alt
neue Normalität
Totalität
Noch einen Kakao mit Rum
es geht vorbei
wir müssen warten
Ein bisschen Hunger
ein wenig Kälte
vielleicht auch Tod
Es geht vorbei
mit Musik
noch einen Kakao mit Rum
2022